In diesem Interview spricht Rosmarie Steininger, Gründerin und CEO von CHEMISTREE, mit Markus Trost über ihren Weg als KI-Pionierin und Unternehmerin. Sie erklärt, wie CHEMISTREE intelligentes Matching nutzt, um verborgenes Potenzial sichtbar zu machen, warum ethische Verantwortung beim Einsatz von KI im Recruiting und in der Führung entscheidend ist und wie sie ihr Team und ihre Stakeholder in einem sich rasant wandelnden Umfeld inspiriert. Außerdem teilt Steininger ihre Vision für die Zukunft von Leadership im Zeitalter der KI und reflektiert über die Wirkung von Initiativen wie den Capital Best of AI Awards.
Ihre Karriere im Bereich Künstliche Intelligenz ist beeindruckend. Was war der entscheidende Moment, der Sie auf diesen Weg als Führungskraft gebracht hat? Und gab es jemals einen Moment, in dem Sie es bereut haben?
Ich habe meine Karriere vor mehr als 20 Jahren als Systemanalystin bei BMW begonnen – Algorithmen waren von Anfang an meine Freunde. Als ich vor acht Jahren CHEMISTREE gegründet habe, war für mich klar, dass unsere digitalen Lösungen immer Hand in Hand mit einem starken Verantwortungsbewusstsein gehen müssen. KI wurde 2019 ganz selbstverständlich Teil dieser Reise, als die weltweite Debatte über den verantwortungsvollen Einsatz von KI an Fahrt gewann. Und bis heute hatte ich eigentlich keinen Grund, es zu bereuen.
Führung ist immer mit Transformation und Entwicklung verbunden. Können Sie das Unternehmen aus dieser Perspektive beschreiben? Wie ist es CHEMISTREE gelungen, KI zu einer strategischen Priorität und einem wirtschaftlichen Erfolg zu machen?
Ein Unternehmen zu gründen, ist Transformation in ihrer reinsten Form – und es durch Covid, mehrere Wirtschaftskrisen und schnelllebige Technologien zu führen, hat das nur noch verstärkt. KI wurde 2020 für uns zur strategischen Priorität, als wir unser erstes bundesweites Forschungsprogramm mit dem Bundesministerium für Arbeit gestartet haben, in dem wir den Einfluss von KI auf Diversität – und umgekehrt – untersucht haben. Der kommerzielle Erfolg folgte fast automatisch, als die öffentliche Aufmerksamkeit für KI ab 2022 massiv zunahm.
Sie wurden von Capital als eine der Top-KI-Führungspersönlichkeiten im DACH-Raum ausgezeichnet. Was macht Führung im Bereich Data & AI Ihrer Meinung nach besonders – und wofür brennen Sie persönlich am meisten?
Führung im Bereich Data & AI ist einzigartig, weil sie sowohl enorme Chancen als auch eine große Verantwortung mit sich bringt. Besonders in Bereichen wie dem Recruiting, wo Entscheidungen über das Leben von Menschen getroffen werden, muss KI mit größter Sorgfalt eingesetzt werden.
Führung im Bereich Data & AI ist einzigartig, weil sie sowohl enorme Chancen als auch eine große Verantwortung mit sich bringt. Besonders in Bereichen wie dem Recruiting, wo Entscheidungen über das Leben von Menschen getroffen werden, muss KI mit größter Sorgfalt eingesetzt werden.
Aus unternehmerischer Sicht ist es schlicht schlechte Strategie, Kandidat:innen aus den falschen Gründen auszuschließen – ich möchte die beste Person für den Job. Und finanziell gilt: Auch wenn es kostspielig sein kann, bei der Entwicklung von KI größte Sorgfalt walten zu lassen, ist es weitaus günstiger als Klagen wegen unfairer Praktiken, wie wir sie heute bereits erleben.
Für mich bedeutet wahre Führung, die Extreme abzulehnen – weder sich blind der KI zu unterwerfen noch sie zu verteufeln. Ich glaube an einen dritten Weg: Der Mensch bleibt in Kontrolle, nutzt KI, um unsere Kreativität und Effizienz zu steigern, und sorgt gleichzeitig dafür, dass Entscheidungen über Menschen transparent, fair und nachvollziehbar bleiben.
Für mich bedeutet wahre Führung, die Extreme abzulehnen – weder sich blind der KI zu unterwerfen noch sie zu verteufeln. Ich glaube an einen dritten Weg: Der Mensch bleibt in Kontrolle, nutzt KI, um unsere Kreativität und Effizienz zu steigern, und sorgt gleichzeitig dafür, dass Entscheidungen über Menschen transparent, fair und nachvollziehbar bleiben.
Das ist auch das Prinzip, das uns bei CHEMISTREE leitet, wo wir Recruiting im Zeitalter der KI sowohl effektiver als auch verantwortungsvoller machen.
Als Führungskraft in einem so dynamischen Feld wie KI – wie inspirieren Sie Ihre Stakeholder im Top-Management und Ihr Team? Und auf welche strategische Vision haben Sie sie eingeschworen?
Bei CHEMISTREE kommen Menschen ins Team, weil sie an das glauben, wofür das Unternehmen steht: verborgenes Potenzial sichtbar machen, Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen und die richtigen Verbindungen schaffen – sei es zwischen Personen, die sich gegenseitig bereichern, oder zwischen Menschen und den Rollen, die zu ihnen passen. Ein menschenzentrierter und ethischer Ansatz gehört zu unserer DNA, während Spitzentechnologie unser Treiber ist. Inspiration entsteht in diesem Umfeld ganz von selbst – ich muss sie nicht erzwingen.
Unsere strategische Vision ist klar: Wir treiben einen Paradigmenwechsel im Recruiting im Zeitalter der KI voran. Das bedeutet, sicherzustellen, dass jede Person die Rolle findet, die am besten zu ihr passt – und jede Rolle mit der Person besetzt wird, die darin wirklich aufblühen kann.
Unsere strategische Vision ist klar: Wir treiben einen Paradigmenwechsel im Recruiting im Zeitalter der KI voran. Das bedeutet, sicherzustellen, dass jede Person die Rolle findet, die am besten zu ihr passt – und jede Rolle mit der Person besetzt wird, die darin wirklich aufblühen kann.
Wie gelingt es Ihrem Unternehmen, erfolgreiche Use Cases zu implementieren und zu skalieren? Können Sie ein Beispiel nennen?
Bei CHEMISTREE setzen wir seit über acht Jahren Online-Matching-Plattformen für unsere Kund:innen um. Zunehmend beinhalten diese Plattformen optionale KI-Module, die Kund:innen einsetzen können – oder eben nicht –, sodass sie die volle Kontrolle behalten. Ein Beispiel: In unseren Job-Matching-Lösungen erstellen Bewerber:innen ihre individuellen Profile, indem sie Fragen beantworten. Ein KI-Modul kann ihnen dann dabei helfen, zusätzliche Kompetenzen zu identifizieren, die sie aufgrund ihrer Erfahrungen mitbringen und die am Arbeitsmarkt gefragt sind. Dieses Modul ist optional und kann ein- oder ausgeschaltet werden. So behalten unsere Kund:innen und deren Stakeholder jederzeit die Kontrolle und erhalten dennoch Zugang zu modernster Technologie.
Sie sind schon seit einiger Zeit erfolgreich im KI-Bereich tätig. Wie wird diese Technologie Führung verändern? Und wie wird sich Ihr eigener Führungsstil in den nächsten drei Jahren entwickeln?
KI wird Führung verändern, weil sie verschiebt, was Mitarbeitende tun. Manche Aufgaben entwickeln sich stärker in Richtung Kontrolle und Monitoring, daher müssen Menschen in Rollen sein, in denen sie wirklich aufblühen können. Meine Aufgabe ist es, ihnen zu helfen, KI zu nutzen, um ihre Fähigkeiten und ihre Wirkung zu steigern. Neue Technologien müssen außerdem schnell getestet werden – das bedeutet, Teams Raum zum Experimentieren zu geben. Für meine eigene Führung heißt das: mehr Freiraum geben, Unsicherheit akzeptieren und kontinuierlich lernen.

Als erfolgreiche Teilnehmerin der ersten Runde der „Best of AI Awards“ – haben Sie positive Effekte aus Ihrer Teilnahme erlebt?
Die Teilnahme an der ersten Runde der Best of AI Awards hatte einen positiven Effekt für uns. Sie hat uns mehr Sichtbarkeit gebracht – und das detaillierte, strukturierte Feedback zu unseren Ergebnissen in den einzelnen Kategorien hat uns sowohl unsere Stärken als auch unsere Verbesserungspotenziale aufgezeigt.
Die Teilnahme an den Best of AI Awards hatte einen positiven Effekt für uns. Sie hat uns mehr Sichtbarkeit gebracht – und das detaillierte, strukturierte Feedback zu unseren Ergebnissen in den einzelnen Kategorien hat uns sowohl unsere Stärken als auch unsere Verbesserungspotenziale aufgezeigt.
Wir haben dieses Feedback ernst genommen, daran gearbeitet – und wurden als Ergebnis kürzlich mit weiteren Auszeichnungen geehrt.